Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben.

 

„Stillstand gibt es nicht.“  Jean Tinguely, Künstler

Der Begriff Neuromotorik weist auf den Zusammenhang zwischen koordinierter Bewegung (Motorik) und der Ausreifung unserer Gehirnstrukturen und der Entfaltung unserer Sinneswahrnehmung hin (neuro- = gr. Nerv). Je ausgereifter das Gehirn ist, desto koordinierter und komplexer sind die Bewegungsmuster. Unsere Sinne bilden dabei das Tor zur Welt, auf deren Reize wir reagieren.

 

"Thinking of your child as 'behaving badly' disposes you to think of punishment. Thinking of your child as 'struggling to handle something difficult' encourages you to help them through their distress."

                                                                                                                                                                     Malie Coyne

Welche Menschen sind betroffen?

Kinder mit neurophysiologischen Entwicklungsverzögerungen zeigen oft einzelne oder mehrere der folgenden Symptome:

Auffälligkeiten in der Motorik

Gleichgewichtsprobleme, Verzögerungen oder Auffälligkeiten in der Bewegungs- und Sprachentwicklung, Orientierungsschwierigkeiten, unkoordinierte Bewegungsabläufe, Hypotonus oder Hypertonus

Auffälligkeiten im Verhalten

gesteigerte Bewegungsunruhe, Konzentrationsprobleme, Verträumtheit, Aggressivität, erhöhte Ängstlichkeit und Trennungsprobleme, Vermeiden von unbekannten Situationen, schnelle Stimmungsumschwünge, nicht altersgemäße Trotz- und Wutanfälle, Zwangshandlungen, Ein- und Durchschlafprobleme, Einnässen

Auffälligkeiten im Lernen

Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS), Dyskalkulie, beeinträchtigte Konzentration und Merkfähigkeit, keine Struktur und Ordnung am Schreibtisch, im Heft und bei der Arbeitsorganisation. Viele dieser Symptome findet man auch bei Kindern mit der Diagnose ADS/ADHS oder dem Asperger-Syndrom. Erwachsenen kann das neuromotorische Bewegungstraining zu einer erhöhten Lebensqualität verhelfen.

 

Ablauf des neuromotorischen Bewegungstrainings

Anhand eines detaillierten Fragebogens wird zusammen mit den Eltern aus der Entwicklungsgeschichte des Kindes herausgefunden, ob die bestehenden Auffälligkeiten in einer neurophysiologischen Reifungsstörung begründet sind. Ergibt sich in dem Anamnesegespräch ein Ansatz, so erfolgt ein umfangreiches Screening: Bewegungskoordination, Gleichgewicht, Grob- und Feinmotorik, Vorhandensein tonischer Bewegungsmuster, Fehlen von Halte- und Stellreaktionen, visuelle und auditive Wahrnehmung, Seitigkeitsentwicklung, Auge-Handkoordination, Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit, Verhalten (seelisch-geistige-Entwicklung) werden getestet.

 

Das neuromotorische Bewegungstraining basiert auf gezielten Bewegungsübungen, die anhand der Screeningergebnisse für ein individuelles Übungsprogramm zusammengestellt werden. Das Trainingsprogramm wird täglich (ca. 5 – 10 Minuten) zuhause durchgeführt, um die physiologischen Bewegungsmuster zu trainieren. So können die Halte-, Stell- und Gleichgewichtsreaktionen ihre Aufgabe sicher übernehmen etwa alle 8 Wochen werden die Trainingserfolge überprüft. Anhand der Ergebnisse werden die Bewegungsübungen angepasst und erweitert. Das Training umfasst einen Zeitraum von 1 – 2 Jahren.

Da Entwicklungsauffälligkeiten oder -verzögerungen oftmals mit Hörverarbeitungsschwierigkeiten einhergehen, empfiehlt es sich in vielen Fällen gleichzeitig oder auch im Anschluss ein Programm zur Verbesserung der Hörverarbeitung (z. B. JIAS) wahrzunehmen.

 

Sie haben weitere Fragen? Gerne berate ich Sie telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch!

 

 

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